09.08.2014 internationales Gewichtsklasserennen GelsenkirchenAch je, wo fange ich an zu erzählen? Also, bei den Whippets gibt es grosse und kleine Hunde, und schnelle und langsame.... Einige Besitzer der langsameren Hunde wollten gern auch mal ganz vorn auf dem Treppchen stehen, und alsbald riefen sie "das XYZ gewinnt, liegt nur daran, das er viel zu gross ist! XYZ ist gar kein echter Whippet!" Und so begann man vor vielen vielen Jahren damit, die Hunde zu messen, und wer ein bestimmtes Maß überwuchs, der wurde "aussortiert". Früher bedeutete das den generellen Ausschluss von Rennen (sogenannter "Züchterschrott"), später durften diese grossen Whippets gnädigerweise in einer Sonderklasse teilnehmen, allerdings ohne die Möglichkeit, die selben Titel zu erringen wie die "echten" Whippets. Und dass, obwohl sowohl die grossen als auch die "echten" Whippets die selben gültigen FCI-Ahnentafeln hatten, die sie als echten Whippet auswiesen. Bei keiner anderen Hundesportart gab es eine derartige Regelung, und im Rennsport waren auch nur die italienischen Windspiele von der selben Regel betroffen, kein anderer Hund der Gruppe 10 wurde Ähnlichem ausgesetzt. Begründet wurde das ganze mit dem Anspruch, dadurch die Grösseneigenschaft der Rasse positiv zu beeinflussen. Wohlgemerkt, von Tierschutz war dabei von Anfang an keine Rede. Und das Ganze begann vor etwa 90 Jahren, und man sieht heute ja, wie exzellent diese Whippetmessungen geeignet waren, das Größenproblem innerhalb dieser Zeit in den Griff zu bekommen. Die Besitzer kauften sich also ein 8-12 Wochen altes Hundekind, lebten nun die nächsten 10-12 Monate in der ständigen Angst, dass dieses Hundekind über das festgelegte Maß darüberwuchs, und einige besonders ehrgeizige Besitzer begannen, mit ihren Hunden das "Messen" zu üben. Einige übten nur das Stillstehen, andere versuchten, ihre Hunde mit mehr oder minder netten Mitteln dazu zu bewegen, "in die Schulter zu gehen", um beim Messen unter dem Kontrollmaß zu bleiben. Einige besonders "kulante" Messrichter begannen, alle Augen zuzudrücken, wenn einige Hunde sich beim Messen merkwürdig hinstellten, um die begehrten 6 mal "Grün" zu sehen. In einigen FCI-Ländern gab es hingegen nicht mal Messungen, und in anderen wurde wohl auch nur grob geschätzt oder in Abhängigkeit vom Zwingernamen ein Maß ermittelt, und schupps waren alle Hunde in der A-Klasse. Irgendwann konnte man an jedem Sattelplatz im In-und Ausland sehen, dass die Wideriste der "kulant" gemessenen Hunde deutlich über die Kniescheiben ihrer Besitzer hinausragten. Die Besitzer der tatsächlich unter dem Kontrollmass befindlichen Hunde waren darüber nicht glücklich, denn zumeist verfügte so ein grosser Hund auch über das entsprechende Gewicht, und wenn es im Rennverlauf zu Kollisionen kam, zog der leichte "Zwerg" für gewöhnlich den Kürzeren. Und so begab es sich im Jahre 2013, dass die CdL (FCI-Kommision für den Windhundesport) bei der Renn-EM in der Schweiz in Versoix eben mal alle Whippets und Windspiele einer Kontrollmessung unterzog. Viele gemeldete Hunde reisten daraufhin gar nicht erst an, andere reisten an und fuhren nach der Messung wieder nach Hause. Dass es auch hier "menschelte", war irgendwie klar, wurde doch genau die selbe alte Messmethode (Galgenmessung) wie in den letzten Jahren verwendet. Dass es im Jahre 2013 schon möglich gewesen wäre, eine berührungsfreie Lasermessung durchzuführen, dazu fehlte den Verantwortlichen wohl das Vorstellungsvermögen. Nichts desto trotz durften auch die in Versoix ausgemessenen Hunde weiterhin in ihren Ländern in der A-Klasse starten, und davon wurde auch reichlich Gebrauch gemacht. Das Wort vom "zahnlosen Tiger FCI" ging um...Ab dem Jahr 2014 verfielen dann einige Länder darauf, innerhalb ihrer Nation doch noch mal ganz genau nachzumessen. Einige taten das so gründlich, dass es dann doch wieder eine (gegen die Regeln der FCI verstossende) "Ausschussklasse" gab (also ein Mass, was eine Nichtzulassung zum Sport für gänzlich gesunde Hunde mit FCI-Papieren bedeutete), andere Länder machten die Teilnahme an Titelrennen von einer Kontrollmessung abhängig. Und die wurde dann wieder so durchgeführt, wie all die Jahre zuvor... Und dann tauchten zu allem Überfluss in 2013/14 noch die "Jungen Riesen" auf, Whippets, federleicht, aber deutlich über dem Maß. Alle mit FCI-Papieren! Die mussten nun mit den herkömmlichen schweren zu grossen Whippets laufen. Es gab neben den Standardfanatikern und "Grippet"-Rufern aber auch ein Grüppchen besorgter Whippetbesitzer, die sich ernsthaft Gedanken um die Gesundheit ihrer Hunde machten, wenn ihre Hunde mit enormen Gewichtsdifferenzen laufen mussten. Und so kam die Idee der Gewichtsrennen wieder auf, es gab da bereits 1997 einen Versuch im Osten Deutschlands, der aber wohl wegen praktischer Erwägungen oder verbandsinterner Querelen nicht weiter verfolgt wurde. Nun, am nötigen Equipment mangelt es in den letzten Jahren nicht mehr. Beim Whippetmeeting 2012 hatte ich mich daher erboten, im Rennjahr 2013 beim WRV Kurpfalz fakultative Probemessungen durchzuführen, damit wir überhaupt erst einmal wussten, mit welchen Daten wir da zu rechnen hatten. Und in 2014 war es dann soweit, unter der Leitung von Dunja Baensch und Tobias Sicking wurde in Gelsenkirchen das erste "International Weight Class Demo Race" geplant. Das internationale Ausland war auch stark interessiert, die Tschechen zogen nach und mieteten die Greppiner Bahn in Roitsch, um dort ebenfalls einen "Friendly Cup" zu ziehen (dort seit 9 Jahren Tradition, 2011 auch schon einmal in Greppin, allerdings mit nur 3 festgelegten Gewichtsklassen). Für uns war es Ehrensache, in Gelsenkirchen an den Start zu gehen! Midi hat irgendwie in dieser Woche noch mal Gewicht zugelegt. Obwohl ich streng darauf geachtet habe, muss sie irgendwo noch was zu Fressen klar gemacht haben, denn statt der erwarteten 14,5 Kilo zeigte die Waage 14,85 an :-) Egal, sie war ja eh für die Middleweight class eingeteilt, wer so nen dicken Popo hat, muss eben dort laufen, ausserdem wurde ja die selbe Waage für alle Hunde benutzt, es hatte also keiner einen Vorteil/Nachteil. In Midis Klasse gab es nur noch ein weiteres Mädel und sonst nur mehr oder minder grosse Buben. Man findet die meisten davon übrigens nicht in der CdL-Datenbank, in der die erfolgreich eingemessenen Hunde geführt werden. Beim Rennen gab es 6 Gewichtsklassen, die in Abhängigkeit von der Teilnehmerzahl und der Gewichte ermittelt wurden. Das Feld der „Mittelgewichtler“: Hier das Video zum ersten Vorlauf: Also musste sie sich im zweiten Durchgang ein wenig mehr anstrengen, und da sie auch immer lernwillig ist, sah der Start diesmal anders aus :-) Diesmal im Spiel Faith, Eddi und Trevor. Eddi ist wohl ein zukünftiger Widerunner, er zog in beiden Vorläufen recht heftig nach aussen, ohne dabei die Absicht zu haben, einen anderen Hund zu behindern. Leider streifte er dabei Faith, die daraufhin wieder Probleme mit ihrem Bein (war vor einiger Zeit gebrochen) bekam und für das Finale zurückziehen musste. Midi ganz aussen bekam davon nichts mit, sie sass brav und ruhig in der Box, bis diese aufging, lief ihre Aussenrunde, zog an Trevor vorbei und kam mit 24,22 ins Ziel, was ihr den Finalplatz unter Streifen sicherte. Der zweite Vorlauf: Im
Finale hatte Midi einen ähnlich ruhigen Start, hielt auch bis zur Mitte
der Gegengerade noch gut mit, aber dann ging ihr die Kraft aus. Das Video von den Finals, Midis Lauf ab 2:50: Und hier noch mal aus einer anderen Perspektive: Wir sind zufrieden mit der
Leistung unseres
kleinen Möppelchens :-) Bombastischen Fotos vom Rennen hat Karla Schwede gemacht, vielen Dank nochmal, Karla, wir haben uns sehr gefreut! |